Rund ein Dutzend Personen sahen sich am Anlass von “Filme für den Wandel” einen Film über die Klimabewegung an und diskutierten danach angeregt. Spannende Inputs lieferte eine Klima-Aktivistin, die über den Braunkohle-Tagebau bei Lützerath erzählte, dem ganze Dörfer zum Opfer fallen.
Die Fakten über den Klimawandel sind längst bekannt, aber trotzdem handeln die Staaten nicht. Im Film “Der laute Frühling” kommen Menschen zu Wort, die sich in irgendeiner Form dafür einsetzen, dass die katastrophale Entwicklung aufgehalten werden kann. Klima-Aktivist*innen, die in Deutschland Kohlegruben besetzen; Wissenschaftler*innen, die seit Jahren vor den Auswirkungen des aktuellen, profitorientierten Wirtschaftssystems warnen; Arbeiter*innen, die sich in ihren Betrieben organisieren oder indigene Aktivsit*innen, die für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen kämpfen.
In gezeichneten Sequenzen sucht der Film nach Lösungen. Er entwirft eine Utopie, in der sich immer mehr Menschen einer Protestbewegung anschliessen. Die Logik des ewigen Wachstums, die zu einer ungeheuren Ressourcen- und Energieverschwendung führt, wird durch eine demokratische Wirtschaft abgelöst, die menschliche Bedürfnisse ins Zentrum stellt. Die Menschen treffen sich in Versammlungen, in denen sie über die Belange ihres täglichen Lebens diskutieren und gemeinsam Beschlüsse fassen, beispielsweise eine Quartierküche einzurichten.
Klimakiller Kohle
Nach dem Film referierte eine Klima-Aktivistin über den Braunkohle-Tagebau in Nordrhein-Westfahlen. Der Energiekonzern RWE baggert dort riesige Löcher in den Boden. Bei der Verbrennung von Kohle werden nicht nur Unmengen von CO2 freigesetzt, für den Abbau werden ganze Dörfer enteignet und zerstört. Im Dorf Lützerath formierte sich bis zuletzt Widerstand. Die Aktivistin bezeichnete diesen als wichtiges Symbol für die Klimabewegung. Das Protestcamp habe ausserdem gezeigt, wie unser Zusammenleben anders gestaltet werden könnte, quasi als Einblick in eine neue Welt, die nicht nach der Profitlogik funktioniert. Im Camp konnten alle, die wollten, Verantwortung übernehmen und beispielsweise Gemüse schnibbeln oder Dixi-Klos entleeren.
Demokratie-Probleme und klimaschädliche Projekte
In der Diskussion äusserten einige Teilnehmer*innen, dass sie es schwierig finden, selber aktiv zu werden. Mehrere waren sich einig, dass individualistische Lösungen, wie den eigenen CO2-Fussabdruck verringern, nur einen kleinen Teil beitragen können und dass es stattdessen einen gesamtgesellschaftlichen Wandel braucht. Die Vereinzelung in der heutigen Gesellschaft, sei es im Konsum- und Freizeitverhalten, sei es beim Modell der Kleinfamilie, behindere ein kooperativeres Denken. Es wurden auch Demokratiedefizite festgestellt: Die Politik sei intransparent und die Bevölkerung werde zu wenig informiert.
Solidarität mit dem Globalen Süden wurde als wichtig empfunden. Die Einstellung, dass uns der Klimawandel nichts angehe, während andernorts bereits die Auswirkungen zu spüren sind, sei sehr “europäisch”. Zudem sind auch bei uns die ersten Anzeichen festzustellen, etwa wenn man sich den Wald beim Sälischlössli anschaue, meinte einer der Diskutierenden.
Die Sprache kam auch auf aktuelle klimaschädliche Projekte in der Schweiz, wie das Ölkraftwerk in Birr oder das LNG-Terminal in Muttenz (Flüssiggas). Gemäss dem Pariser Klimaabkommen, das auch die Schweiz unterschrieben hat, soll die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad beschränkt werden. Dazu müssen bis 2030 die CO2-Emissionen auf null sinken. Aktuell sind wir aber bereits bei 1,2 Grad und mit Vorhaben wie Birr oder Muttenz rückt das Ziel in immer weitere Ferne. Der nächste Klimastreik vom 3. März 2023 wird unter anderem gegen solche Projekte protestieren und den Ausbau von erneuerbaren Energien fordern.
Ein Klimaproblem, viele Lösungsansätze
Einigkeit bestand, dass es nicht eine einzige Lösung gegen den Klimawandel gibt, sondern viele verschiedene Lösungsansätze. Diese können von Briefen an Politiker*innen bis zur Organisierung am Arbeitsplatz oder Klima-Aktionen reichen. Eine Liste mit Massnahmen hat der Klimastreik Schweiz zusammen mit Expert*innen erarbeitet und als “Climate Action Plan” (Klima-Aktionsplan) veröffentlicht.
In Olten werden Lösungen schon gelebt
Den Diskussionsteilnehmer*innen fiel auf, dass in Olten bereits viele solche Lösungsansätze realisiert werden. Beispielsweise mit dem “Essen für alle”, das an die Quartierküchen im Film erinnerte, mit der Restessbar gegen Foodwaste, dem Repair Café oder dem Zeittauschmarkt.
Wer bei einem der Projekte von “Olten im Wandel” aktiv werden möchte, kann sich auf der Website unter “Projekte” informierten. “Filme für den Wandel” sucht übrigens interessierte Personen, die bei der Filmauswahl und bei der Diskussionsgestaltung mithelfen.